Kleinwalser Tal im Sommer
Baller Bike Trip
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Bericht
Tag1: Wildkogel Warm Up
2011 zog ich nach Salzburg. Das eröffnete meiner Bikeleidenschaft nochmal ganz neue Möglichkeiten. Als Junggeselle verbrachte ich mehr Zeit in den Bergen als in meiner Wohnung und so bot es sich an meine Wohnung als Startpunkt für einen Bikeballerroadtrip zu verwenden. Mark konnte sich ein paar Tage von der Familie freimachen und sammelte mich und Mein Torque in Salzburg ein und wir starteten mit dem Piratenhyundai erstmal nach Westen.
Einer meiner Lieblingsspots für Tage an denen ich keine Lust hatte selbst zu treten war der Wildkogel. Hier kann man an einem Tag richtig viele Tiefenmeter auf alpinen Naturtrails sammeln, ohne die Waden zu zerstören - somit ein guter Einstieg in unseren Trip. Rob J Supertrail, 9 Knightstrail und Wildkogeltrail - mit diesen drei Spielkameraden machten wir uns einen schönen Tag bei herrlichem Wetter und Blick auf die hohen Tauern und den Großglockner. Also auch schon ein Ausblick auf die nächsten Tage.
Tag 2: Großglockner Hochalpstraße
Am nächsten Morgen klingelte der Wecker besonders früh. Schon um 5:00 saßen wir im Auto zur Großglockner Hochalpenstrasse. Wir parken am Fuß und wechseln auf die Räder, um die xx Kehren in Angriff zu nehmen. Wir sind alleine und werden es auch noch eine ganze Weile bleiben. Stetig steigen wir durch das Morgengrauen auf. Unser Plan, früh zu starten, um dem Verkehr zu entgehen, geht auf. Die ersten Autos überholen uns, als wir die Hälfte der Strecke hinter uns haben - das ist selten und so konnten wir das Panorama uneingeschränkt genießen. Beim Fuscher Törl auf 2400 m machen wir eine kurze Rast und werfen ein Paar Riegel ein. Ein Großteil der Höhenmeter ist im Sack und die Aussicht wird hochalpin. Der Großglockner ziert sich leider und versteckt sich in Wolken, aber immer wieder lässt er seine Pracht durchblitzen und zur Stimmung trägt das auch so bei. Wir passieren noch den Tunnel und die Fuscher Lacke, um dann beim Hochtor auf 2500 unser Dach der Tour zu erreichen. Hier gibt’s Frühstück im Wallackhaus und Grüße an die Fans daheim. Dann haben wir aber wirklich genug vom Tourizirkus und begeben uns ins Backcountry und zwar Richtung Tauernkopf. Leider mussten wir hier dann aufgrund des Windes abbrechen.
Hier beginnt unsere Abfahrt von 2623 Metern ins Seidlwinkltal. Ein epischer Trail, der uns technisch fordert, aber auch viel zulässt. Vorbei an kleinen Almen, grünen Wiesen und Wasserfällen - fernab von vielen Leuten. Erst an der Litzlhofalm ist wieder etwas mehr los und hier ist für uns auch der perfekte Platz für eine Jause. Bis hierhin war es ziemlich super. Ein paar Kilometer Trail haben wir noch, bevor wir dann auf dem breiten Wanderweg das Tal rausrollen bis nach Wörth und danach weiter nach Rauris. Ab jetzt müssen wir wieder zurück zum Auto und das heißt Meter machen. Vorher gibt es aber erstmal Weißbier - hoch verdient und sehr passend! Starke Tour. Schymik’s Datenbank sei Dank. Der Rest ist eine Mischung aus fader Quälerei über Alpenlandstraßen und einer Busfahrt zurück nach Fusch. Müde und zufrieden kommen wir am Auto an. Glücklicherweise ist es noch nicht so spät. Schließlich wollen wir noch über den Jaufenpass Richtung Südtirol. Wir hatten eigentlich den Plan, einfach irgendwo auf dem Pass ein wildes Lager aufzuschlagen, aber irgendwie fühlten wir es nicht. Wir hielten zwar noch an einem wunderschönen Aussichtspunkt an, packten den Einweggrill aus und gönnten uns noch zwei Gösser, aber letztendlich entschlossen wir uns dann doch dafür, weiter direkt nach Meran zu fahren. Aus dem Auto raus telefonieren wir noch Unterkünfte ab, bis wir dann endlich noch was fanden. Mittlerweile war es schon nach 22.00 Uhr, als wir an unserer Unterkunft ankamen. Wir waren etwas perplex, als wir feststellen mussten, dass wir erstmal über eine Bauplanke balancieren mussten, um in unser “Hotel” zu gelangen. Das Zimmer war auch einzigartig. Klein, aber noch genug Platz für einen versteckte Toilette in einer Ecke hinter dem Bett. Skurril, aber egal. Wir waren müde und froh, ein Bett zu haben.
Tag 3: Madritsch Joch - Zufallhütte
Direkt nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg das Auto am Meraner Bahnhof zu parken. Von hier ging’s mit dem Rad weiter. Erst vorbei an Algund und das Tal rauf bis nach Sulden(?) und dann Richtung Madritsch Joch. Die Auffahrt über die Skipiste Sparten wir uns und teilten uns die Gondel mit anderen Bikern. Allerdings mussten die Maloja-Nasen ohne unsere Sympathien auskommen. Sorry guys! Aber auch mit der Liftunterstützung war das letzte Stück zum Joch sacksteil und anstrengend. Immer befanden wir uns mit König Ortler in royaler Gesellschaft.
Oben am Joch entschieden wir uns, noch Hintere Schöntaufspitze auf 3325 Metern mitzunehmen. Der erste Teil der Abfahrt war verblockt und ausgesetzt. Langsam tasten wir uns ran und können die Abfahrt zur Zufallhütte genießen. Die Hütte ist herrlich gelegen mit Blick auf die morgige Abfahrt - die Vorfreude ist da. Jetzt aber erstmal rustikale Hüttenromatik bei Hirtenmakaroni und Bier.
Tag 4: Martelltal - Eisjöchl - Stettiner Hütte
Nach dem Frühstück geht‘s in die Abfahrt durchs Martelltal. Anfangs technisch mit kleinen Trialeinlagen über kleine Brücken und Bäche aber zunehmend flowiger. Mit Recht ein Klassiker. Wir tackern über Karrenwege und Waldtrails Scheinbar ohne Ende. Irgendwann kommen wir dann aber doch wieder im Meraner Talboden an. Der Aufenthalt soll aber nur von kurzer Dauer sein, denn wir wollen wieder rauf: das Ziel für die Nacht heißt die Stettiner Hütte auf 2875 Meter. Der Postbus hilft uns und nimmt uns mit bis nach Karthaus auf 1323 Meter. Von hier wird durchs Pfossental in der Texelgruppe getreten: Am Eishof gibt es noch mal eine Stärkung, bevor wir in den Schlussanstieg zum Eisjöchl hoch starten. Die Aussicht auf Hohe Mulde und Hohe Wilde sind blendend und wie kommen gut voran. Die letzten Meter muss das Rad allerdings trotzdem geschultert werden - zum Unverständnis eines philosophischen Wandersmann, der bedeutungsschwanger darüber sinniert, dass sein größtes Ziel als Radfahrer wäre, mit dem Rad zu Fahren! Wir bedanken uns für den Tip und fahren die letzten Meter zur Stettiner Hütte ab und gönnen uns erstmal zwei Weißbier und einen neuen Schlauch für Marks Radon. Beim Abendessen leisten uns zwei gut gelaunte Ballerboys aus dem Pott Gesellschaft. Die beiden fahren die Tour in entgegengesetzte Richtung und haben schon ordentlich was weggeballert. Die Aussage wird uns noch eine Weile erhalten bleiben und diverse Marketingaktionen nach sich ziehen.
Tag 5: Stettiner Hütte - Spronser Seen - Meran
Am nächsten Morgen stehen wir zum Sonnenaufgang auf und werden mit einer herrlichen Inversion belohnt. Beseelt lassen wir uns beim Frühstück etwas Zeit, da es auch gerade leicht nieselt. Nach dem zweiten Kaffee klart es wieder auf und wir setzen uns auf die Räder. Die Abfahrt hat leider etwas von alten Schwierigkeiten eingebüßt und daher „ballern“ wir auch ziemlich durch bis zur Oberkaseralm. Kenner wissen: „Die Knödel und der Krautsalat sind sehr lecker!“ und wie könnte man sich dem entziehen…Spoiler: Gar nicht!
Der Tag ist jung, wir sind angemessen mit Kalorien ausgestattet und so machen wir noch den Extraschlenker übers Spronser Joch - wieder ein Tip von Schymik. Das Ganze wird zu einer erstklassigen Fickerei im hochalpinen Bereich mit einer endlosen Steintreppe. Egal! Oben am Joch wird es kurzzeitig sehr ungemütlich, feucht und neblig, was die seilversicherte Passage nicht gerade zum Selbstläufer macht.
Glücklicherweise wird es schnell besser und die Wolken präsentieren eine wunderbar mystische Stimmung über den 10 Seen. Der Trail ist technisch sehr fordernd und verlangt uns alles ab. Der Großteil wird gemeistert und die Laune ist blendend. Wir arbeiten uns bis nach Meran zurück auf unterschiedlichsten Trails bis wir irgendwann mit breitem Grinsen im Gesicht wieder vor dem Hyundai stehen. Jetzt heißt es leider, wieder zurück in die Realität. Starke Nummer.