Tag 1: Hemsbach - Langenbrombach

Im Odenwald bin ich zum ersten Mal auf einem Trail unterwegs gewesen. Zusammen mit meinem Homie Mario und seinen Eltern. Sein Vater war begeisterter Biker und besaß ein schickes Marin - ich startete auf einem Raleigh, das heute noch als Stadtbike „Radde“ im Einsatz ist. Von Hemsbach aus erweiterten wir unser Trailnetz immer weiter und sind immer noch dabei. Biken im Odenwald heißt für mich immer wieder zurück zu den Anfängen; zurück zur ersten großen Liebe. Als neue Komponente kam das Bikepacking dazu. Mark als Local begann mit dem Casting und zusammen mit Düse und Stiefel war eine tritt- und schluckfeste Gruppe gefunden. Ziel: ein Odenwaldcross über 3 Tage mit wilder Übernachtung im Zelt und trotz Gepäck mit maximalem Trailanteil.

Natürlich starteten wir in Hemsbach und bauten unsere Kindheitsklassiker mit ein. Mühlweg, Försterbraunhütte, Kreuzberg, Oberlaudenbach, Juhöhe und weiter nach Osten tiefer in den Odenwald… da gab es einige Flashbacks. Am ersten Tag noch zu dritt, weil Felix noch auf einem Junggesellenabschied ist und sich warm macht… er wird an Tag Zwei zu uns stoßen…

Und so langsam verlassen wir vertrautes Gelände und tauchen tiefer in den Geo-Naturpark Odenwald. Die Stimmung ist bombig und auch kleinere Schiebepassagen aufgrund zu gewucherter Trails stören nicht weiter. Mittagsrast wird am Ireneturm oberhalb von Waldmichelbach gemacht und nochmal die Route gecheckt. Mark war im Vorfeld nicht untätig und hat das gute alte Forum nach Trailtipps gewälzt und ist dabei immer wieder auf den Namen „EPPL“ gestoßen… und genau diese lokale Sagenfigur gilt es später noch tief im Wald zu treffen und ihm weitere Weghinweise und den ein oder anderen Äppler zu entlocken… manche Heldenerzählungen sagen, er wäre schon mit Richie Schley geballert… und seine Reifen wären so breit wie der Neckar… wir sind auf jeden Fall gespannt.

Auf einmal steht er da. Mitten im Wald. Gemeinsam mit seinem Rotwild. Ich glaub er war 5 Meter groß und sprach hessisch. Guter Mann. Er scheuchte uns seine Lieblinsgtrails rauf und runter. Wir jagen ihm Respekt ab in dem wir uns mit den schwer bepackten Bikes auch die schwierigsten Trails noch mit Freude in den Augen runter stürzen… der Ritterschlag erfolgt dann mit der Einladung auf seine Terasse - man müsste diesen Tag ja angemessen beenden. Was im Odenwald soviel heißt wie: Schobbe in de Kopp! Und ganz nebenbei gab es noch unzählige Trail Tales aus der Gegend und bestem Äppelwoi. Unser Gastgeber zeigte sich in beiden Fällen sehr spendabel. Zum Abschluss gab er uns noch einen Tipp für unser erstes Nachtlager - die Dreimärkter Hütte im Brombachtal.

Epples Ebbelwoiranch

Ein Holzverschlag auf einer kleinen Erhöhung mit Blick auf eine Wiese. Tiptop. Ist gekauft! Dank EPPL haben wir alle nen Hut auf - allerdings kam die feste Nahrung zu kurz, daher wird jetzt mal als erstes aufgekocht: Nudeln mit Pesto. Ein Klassiker der Outdoor Küche. Natürlich wird weiter mit Care gebembelt und der Zeltaufbau hat seinen eigenen Flow… die Nacht ist kalt. Zu kalt für meinen Ultralight Schlafsack.

Nachtlager oberhalb von Epples Ebbelwoiranch

Tag 2: Langenbrombach - Hesselbach

Zum Glück ist die Nacht kurz und weil wir kein Aufsehen erregen wollen, packen wir schnell zusammen und es gibt nur einen schnellen Tee auf die Hand. Die ausgedehnte Frühstückspause gibt‘s beim Bäcker in Bad König, wo wir Felix treffen wollen. Bei Schokocroissant und Puddingplunder fällt das Wiedersehen besonders herzlich aus - Felix hab ich vermutlich das letzte Mal auf Marks Hochzeit gesehen.

Also los geht’s! Strecke machen! Der Buu vun Bärkene ist motiviert - das Trimmdichradeln auf der Standmühle scheint sich auszuzahlen. Bei jedem noch so kurzen Stopp muss sich der Rest als Bummeltrupp beschimpfen lassen.

Auf den Trails um Amorbach

Also legen wir uns ins Zeug. Es ist heiß und wir freuen uns alle über die Abkühlung, die ein Brunnen am Weg bietet.

Wir reiten weiter auf Eppel‘s Spuren und am Nachmittag treffen wir wieder auf zwei breitbereifte Landstreicher auf Singletrails. Wie sich zeigt Leute aus Eppel‘s Umfeld und vor allem der ältere der beiden zeichnet sich zum einen durch extra breite Schlappen und zum anderen einen genauso breiten Dialekt aus. Das da außerdem ne Menge Bums aus den Waden kommt wird sich später im Detail noch erschließen. Zum ersten Mal hören wir den Begriff „Everesting“.

Nachdem wir gemeinsam noch ein paar Trails um Amorbach zerflext haben, ist die Laune so blendend wie das Wetter und die beiden begleiten uns noch zum Essen, wo ganz nebenbei noch diverse Biers verhaftet werden. Auch hier zeigt sich: Im Odenwald sind Profis am Werk. Bei Anbruch der Dunkelheiten lassen wir uns noch einen Spot zum Übernachten empfehlen und verabschieden uns.

Unser zweites Nachtlager findet bei Emils Ruhe nicht unweit des Vereinshaus des SV Hesselbach und dem dort lokalisierten Bierautomaten! Die Zelte sind in bierseliger Stimmung schnell aufgebaut und Stiefel schenkt ein: Es gibt Gin Tonic! Aber da für Felix Gusto die Flasche viel zu klein ist, nutzt er die Zeit, während Mark noch was aufkocht, um dem Bierautomaten leerzuräumen. Sicherheit ist King! Dabei trifft er auch nochmal unsere beiden Freunde beim Fußball schauen. Guude un ab, der Krom muss ja fod!

Als noi in de hohle Kobb!

Leider fängt es an zu regnen und wir beenden unser Gelage und verziehen uns in die Zelte - alle sind angemessen bedient und so kann auch Felix beruhigt einschlafen.

Tag 3: Hesselbach - Erbach

Es regnet auch morgens noch und zusammen mit dem Hangover drückt das ein bisschen die Stimmung. Wir bauen zusammen und schauen, das wir keine Spuren hinterlassen. Dann heißt es rein in die Regenklamotten und ab auf die fettigen Trails grob Richtung Südwesten - gut, dass uns ein roter Komet die Richtung zeigt.

Mittagessen gibt es dann kurz vor Erbach mit Kochkässchnitzel und selbst das bekommt uns nicht wieder aufgewärmt und mit ausreichend Energie versorgt. Wir entscheiden, dass es genug ist mit der Tour. Am Bahnhof in Erbach steigen wir in den Zug, der uns das Neckartal raus Richtung Westen bringt. Während wir auf den Zug warten, kommt die Sonne wieder raus und neue Pläne werden geschmiedet. Das Konzept Bikepacking kam bei allen gut an, auch wenn Felix insistiert, beim nächsten Mal einen Bieranhänger mitzunehmen…