Morgen früh, morgen früh da mach' ich uns (k)ein Porridge!
Días de perro
Bericht
Erst spanisch lernen, dann nervige Rentnergruppen im Radabteil des IC mit Handkantenschlägen ruhig stellen. So gehen Sie los - die HDF días de perro.
Der Ballerbus fährt direkt ab München Hbf, diesmal exklusive Käseschnitten aber auch so ist die Perspektive den 35°C in Heidelberg zu entfliehen genial.
Tag 1:
Am ersten Tag fahren wir nachmittags nach Garmisch um am Lieblingsberg der Engländer eine Runde zu drehen. Die Auffahrt ist zäh mit mehreren Rampen jenseits der 20% aber am Wankhaus werden wir auch nach Dienstschluss noch für unsere Mühen mit unnormalem Wurstsalat und Weissbier entschädigt. Bergab lassen wir uns eher Zeit und versuchen uns nicht an der 18min Wank to Rewe Bestzeit. Irgendwie merkt man, dass es für uns alle etwas länger her ist, dass wir in den Bergen waren. Wir verweilen immer länger und genießen die einsame Atmosphäre so kurz vor Sonnenuntergang.
Nach drei Plattfüßen wirds dann doch recht eng, wir queren schier endlos am Hang entlang, und der bevorstehende Vollmond spendet gerade noch genug Licht, dass wir gut zu unserem Ausgangspunkt zurück finden. Zwei Hülsen später verabschiedet sich bereits ein drittel unsere Gruppe zurück nach München.
Wir ziehen weiter Richtung Ehrwald, suchen uns einen schönen Platz an der Loisach und schlafen schlussendlich mit sechs Bier im Kopp unter dem Mond ein. Die Nacht war kalt, aber die Schlafsäcke muggelig warm. Diese müssen aber in Ehrwald bei einem zweiten Frühstück trotzdem getrocknet werden. Für die Bikes gibts neue Tubeless Milch - schliesslich haben wir noch einiges vor.
Tag 2:
Spät am Tag brechen wir auf Richtung Ehrwalder Alm. Das Trödeln am Morgen stellt sich recht schnell als Fehler heraus. Die Mittagshitze setzt mir enorm zu und nach 700hm muss ich erstmal mein Kopfweh in den Griff kriegen. Die Kaspressknödelnsuppn hilft, mit zunehmender Höhe sinkt außerdem die Temperatur und ein leichter Wind kommt auf. Darüber hinaus eröffnen sich kurz nachdem wir die Bikes geschultert haben Blicke auf die Nordwände des Zugspitzmassiv und nach Osten Richtung Soierngruppe.
Spätestens mit Beginn der Abfahrt sind alle Wehwehchen vergessen. Am Steinernen Hüttl gibts einen kurzen Stop für ein Weissbier. Hier muss man nochmal hin für eine Nacht! Der Trail bergab ist schier endlos, fordernd aber durchweg fahrbar. Im Hochtal müssen wir dann wieder etwas länger gemeinsam mit E-Bikern traversieren. Diese lassen wir aber bald wieder zurück und steigen in einen etwas hagligeren Trail ein, der uns mit kurzer Unterbrechung wieder zurück zum Auto bringt.
Mittlerweile ist es 18 Uhr. 26km und 1500hm stehen auf dem Tacho und wir sind fertig. Morgen wollen wir eigentlich am Alpenhauptkamm 46km und 1800hm machen. Haben wir uns da zu viel vorgenommen? Auch weil es morgen bereits am frühen Nachmittag Gewitter geben kann? Die Entscheidung wird vertagt, zuerst Carboloading beim örtlichen Italiener.
Während des Essens schaun wir uns nochmal ein paar MTB Videos an von der Gegend um die Similaunhütte und das Hochjochhospiz. Nach 0.5kg Pasta sind wir uns einig, dass wir uns das nicht entgehen lassen dürfen. Und so ordnen wir Nachtruhe und Transfer dieser Entscheidung unter. Direkt nach dem Essen gehts ins Auto; wir fahren nur mit einer kurzen Badeunterbrechung am Fernsteinsee direkt nach Vent. Auch beim Schlafplatz sind wir nicht wählerisch. Wir stellen das Zelt mitten in die Kuhfladen und den Blutmond sehen wir von unserem Nachtlager auf Grund von Regen und entfernten Gewittern leider ebenfalls nicht.
Tag 3:
Dafür sind wir morgens bereits um 7.30 Uhr auf dem Bike, um 8.50 Uhr an der Martin Busch Hütte und deutlich vor halb elf an der Similaunhütte. Der Aufstieg war phänomenal. Ständig oberhalb der Baumgrenze, vieles fahrbar und unglaubliche Weitblicke auf die umliegende Berg- und später auch Gletscherwelt. Zum Mittag gibt es wieder Suppe, aber lange verweilen wir nicht. Zu gespannt sind wir auf das Trailhighlight runter zum Vernagtstausee. 1300hm feinster Single Track, die ersten 100hm zwar nicht fahrbar, aber dann kann man es laufen lassen. Wir passieren einige Wanderer. Es ist viel los, aber alle reagieren freundlich bis begeistert. Photostops gibt es kaum - wie im Rausch vernichten wir die Tiefenmeter während das Türkisblau des Stausees immer weiter auf uns zukommt.
Unten angekommen spielen wir kurz mit dem Gedanken den Bus zu nehmen für die 500hm Asphalt nach Kurzras. Abgelehnt. Wir absolvieren die Strecke recht schnell pedalierender Weise. Erst an der Gondelstation werden wir schwach und lösen ein Ticket um uns 800 brutale Höhenmeter auf der Skipiste zu sparen. Ein Ballerbriefing gibt es kostenlos dazu vom dienstältesten Liftboy; der hat unsere Runde offensichtlich bereits 1984 schonmal gemacht. Vor der Bergfahrt gibt es im Supermarkt noch ein Vesper. Dann sind wir im Handumdrehen auf 3200m.
Oben angekommen dann der prophezeite Regen für 14 Uhr. Da es von diesem Punkt ab fast nur noch bergab geht, beschließen wir das schlechte Wetter abzuwarten. Und tatsächlich, nachdem wir ein paar Hochglanzmagazine mit Reliefdruck der umliegenden Tourismusregionen durch haben, erscheinen erste blaue Flecken am Himmel. Das ist unser Signal. Wir steigen auf die Räder und machen uns an die Abfahrt. Die ersten Höhenmeter verlaufen über gröbsten Alpenschotter, fahrbar aber kein großes Vergnügen. Bald zweigt ein Trail ab auf dem man deutlich mehr Spaß hat - entsprechende Nerven vorausgesetzt. Dieser spukt uns schon nach kurzer Zeit mitten im Skigebiet aus, welches wir über breite Schotterpisten wieder verlassen. Das Refugio Bellavista lassen wir links liegen und machen uns direkt wieder zurück Richtung Österreich. Der Weg ist überwiegend eben, aber nicht wirklich im Sattel zu meistern. Zu groß sind die Felsen der Seitenmoräne, über die der Trail verläuft. Es dauert fast eine Stunde, bis immer mehr fahrbar wird. Die Zeit vergeht dennoch bei der Aussicht auf die Ötztaler Gletscher wie im Flug.
Kurz vor dem Hochjochhospiz verengt sich das Tal und der Pfad wird steiler. Dennoch bleibt alles gut fahrbar und wir freuen uns über eine neue Aussicht zum Hintereisferner. Nach einem kurzen Gegenanstieg meinen wir das Gröbste sei geschafft und öffnen die Bremsen. Aber schon bald hält die Tour ein neues Highlight parat und aus dem Tal wird eine spektakuläre Schlucht. Viele Passagen müssen wir schieben, der Trail würde keine Fehler verzeihen. Als wir gegen 18 Uhr endlich den Rofenhof sehen, können wir gar nicht fassen, wie lange wir heute auf genialen Wegen unterwegs waren. Und es ist immer noch nicht vorbei - auf der rechten Talseite gibt es noch ein letztes Stück Singletrack was uns schlussendlich zum Parkplatz zurückführt.
Wir haben unglaublichen Hunger. Pasta UDW hilft weiter - dazu ein kalter Radler. In den Campingstühlen fällt schnell die Entscheidung sich heute nicht mehr zu bewegen. Die letzten drei Tage und insbesondere der Ritt heute haben die alten Männer ganz schön mitgenommen. Der ursprüngliche Plan am letzten Tag eine 1000hm Tragetour zu starten war vermutlich schon immer Banane aber nun wird er erst recht verworfen. Stattdessen wollen wir in der Bikerepublic Sölden mal abchecken was da auf den Trails geht. Wir versuchen uns online ein Bild zu machen, aber wir sind uns recht schnell einig, dass wir im Park nicht wirklich glücklich werden.
Tag 4:
Und so folgen wir am nächsten Morgen der Empfehlung eines Freundes die uns wieder etwas abseits der üblichen Downhillstrecken führt. Der Aufstieg wird diesmal ausschließlich über Asphalt bestritten was auch mal ganz angenehm ist. Lediglich der 2km Rosi Mittermaier Tunnel zehrt mächtig an unseren Kräften auf Grund von Temperatur und Steigung. Die Abfahrt ist dann wieder nach unserem Geschmack. Ein fordernder Trail, oben verblockt, nach unten flowig - alles bei einsA Panorama. An der Gaislachkogelalm werden dann Kässpatzen eingeworfen und Alleinunterhalter Peter spielt Mamor Stein und Eisen bricht.
Auf der folgenden, letzten Abfahrt des Trips streifen wir dann den offiziellen Nene Trail der Bikerepublic und stellen fest, dass wir ganz froh sind, wieder etwas ab vom Schuss gewesen zu sein.