Sixt im Sommer
La grande Schmach
Bericht
Tag 1: Jakobshorn - Keschhütte
Über der Baumgrenze. Hüttenübernachtung möglichst weit oben. Wenig Leute, Trailspass im S3 Bereich… ihr kennt den Grind… all das kam recht kurz familiär bedingt… deshalb wurden neue Konzepte in Erwägung gezogen. Möglichst schnell weit hoch und halbwegs familienfreundlich waren die Anforderungen. Die Idee war sich in Memmingen, also quasi auf halber Strecke zu treffen und dann in die Schweiz - genauer gesagt Davos als Startpunkt. Hoch mit der Bahn auf‘s Jakobshorn, an den Touris vorbei und die Ridgeline runter. Ein schöner Naturballertrail - sehr gut um reinzukommen.
We still got the feeling… auch wenn zwei andere Ballerboys auf ihren Enduroboliden an uns vorbei schmettern als müssten sie irgendwas in ihr Schließfach packen… entspannt euch mal, Leude! Wir sind ja im Urlaub - am Talboden dann auch offiziell. Hier beginnt der Aufstieg durch das idyllische Dischmatal zur Keschhütte.
Der Pfad geht stetig bergauf immer steiler werdend. Den Großteil können wir fahrend bewältigen, obwohl sich irgendwann die Spreu vom Weizen trennt. Es wird immer steiler und technischer und zuletzt tragen wir unsere Bikes auf den Schultern die letzten Meter Zu unserem Ziel der Keschhütte auf 2625 Meter über dem Meer - angemessen hoch für die Übernachtung und somit eine weitere Anforderung abgehakt. Das Panorama ist herrlich - 4/4 könnte man sagen - mit Blick auf den Porchabella Gletscher. Es gibt draußen noch ein schnelles Getränk und eine Schoko bevor es uns zu zapfig wird. Und außerdem lockt auch schon das Abendessen. Der Abend ist kurz, da wir am nächsten Morgen früh loswollen - es wartet ein schöne knackiger Trail runter Richtung Bergün. Vom Hüttenwirt lassen wir uns noch den Tipp mitgeben doch vielleicht eher über die Ducanfurgga wieder zurück in Sertigtal abzufahren… das wäre ein Geheimtipp. Hört sich verlockend an…
Tag 2: Duncantal - Sertigpass
Der nächste Morgen begrüßt uns mit einer mystischen Melange aus Sonne und Tiefnebel. Wir blicken auf ein Wolkenmeer. Immer wieder zeigen sich Teile unseres Trails. Das sieht geil aus! Aber auch feucht. Und so wird die Abfahrt durch die Kombination aus rutschigen Steinen und verblocktem Geläuf zu einer herrlichen Herausforderung um den Kreislauf in Schwung zu bringen. Sehr nice - Check! Die Crew hat Bock!
Kurz vor Chants entscheiden wir uns für den Geheimtipp und der Wirt sollte Recht behalten - im gesamten Übergang sind wir gottes seelen Allein und so haken wir den letzten Punkt auch noch ab. Wir befinden uns jetzt mitten in den Wolken. Es ist kalt und nass und erst am Talschluss steigen wir steil auf und kommen wieder über die Wolken und freuen uns noch ein paar Sonnenstrahlen abzugreifen und so genießen wir die letzten Meter über den Sertigpass auf 2739 Metern.
Der Blick ins Nachbartal und der dazugehörige Trail macht Laune. Die schwarzen Wolken, die auf uns zukommen, weniger. Wir verlieren keine Zeit und legen die Schoner an - noch ein kurzes „Wer packt sich aufs Maul? NIEMAND!“ und ab die Luzie. Ein schöner, felsiger und steiler Trail - so war es gebucht. Wir machen Kehre um Kehre, bevor ich die ersten Regentropfen spüre und direkt Hardshell und lange Regenhose anlege. Die Spreu entscheidet sich noch etwas zu Warten, zieht aber auch kurze Zeit später nach und direkt darauf öffnet der Himmel seine Schleusen. Es eimert aus vollen Kübeln und im Trail läuft ein permanentes Rinnsal. Aber schon auch geil. Der Trail ist im weiteren Verlauf flowig und wir lassen’s fliegen. Klatschnass mockern wir das Tal runter. Das macht Laune, aber trotzdem entschließen wir uns, den Epic Trail als Querverbindung auszulassen, denn so langsam wird uns kalt. 20 Minuten später stehen wir am Auto auf dem Parkplatz der Rothorn-Bahn. Während wir zusammen packen, kommt wieder die Sonne raus. Egal. Mit minimalem Einsatz haben wir das Maximum rausbekommen und so machen wir uns auf den Weg nach Tanhausen, wo meine Familie bei den Schwiegereltern wartet. Sie freuen sich, dass wir etwas früher zurück sind und auch Mark kann das letzte Stück nach Heidelberg etwas entspannter angehen. Vielleicht ein Konzept für die Zukunft und die Schweiz hat mal wieder serviert.