Erik ist Spezialist für Spaghettireifen, naja fast. Zumindest mehr als ich. Und er ist der festen Überzeugung, dass ein Gravelbike ne gute Idee ist. Deshalb gehen wir im Mai auf eine Graveltour durch den Odenwald mit voller Bikepackingausrüstung. Der Plan ist ordenlich Kilometer zu machen und an zwei Tagen die 200km Runde “Eleven Earths”, die von https://orbit360.cc promoted wird und über alle großen Odenwaldgipfel führen soll, zu absolvieren.

Ich mag mich was Reifen und Räder angeht gern belehren lassen, erscheine pünktlich zu Abfahrt, auch mit einem Starrbike, allerdings mit 3.0er Reifen. Ich habe halt nur ein Krampus im Keller für deratige Ausflüge. Und sehr zu meiner Überraschung geht Erik mit seinem Hardtail an den Start. Kannste dir nicht ausdenken.

Die Pandemie kekst im Mai 2021 so richtig an, deshalb ist der Ausflug eine gern gesehene Abwechslung und auch wenn sich für die Einleitung dieser Geschichte der Sarkasmus gut anbot, bin ich doch sehr neugierig, wie mir das gesamte Paket taugen wird.

Wir starten in Heidelberg direkt bei mir zu Hause. Die Bikes sind ordentlich bepackt. Da wir nicht genau wissen wo wir wegen etwaiger Coronabeschränkungen wie einkehren können, sind wir gut ausgestattet bis hin zum Gargelfinggedächtnisbanenenhalter.

Banana

Los geht die Tour auf bekannten Wegen. Vom Neckar weg klettern wir zügig zum Weissen Stein und von dort tiefer in den Odenwald. Wir sind mit ordentlich Druch auf den Pedalen unterwegs und bereits nach 4h Fahrtzeit auf der Tromm. Kurz danach gibt’s ein zweites Früstück in Rimbach. Wir kaufen Nusszopf in großen Mengen und machen uns weiter. Nach der Pause kommt der erste Regenschauer. Wir hatten mit Niederschlag gerechnet, aber der Regen fällt so stark aus, dass wir uns entschließen das Gröbste unter einem dichten Blätterdach abzuwarten. Das sollte sich als die richtige Entscheidung rausstellen. Der Regen zieht rasch vorüber und wir bleiben weitestgehend trocken und machen uns an die Weiterfahrt.

Hatten wir bis hierhin immer wieder heftige Trails zu bewältigen, so sind wir nach der Pause immer häufiger auf Asphalt unterwegs und unsere Durchschnittsgeschwindigkeit pendelt sich bei sagenhaften 14km/h ein. So langsam kriege ich ein Gespür für die Vorzüge einer Graveltour. Wir rauschen über die Höhenzüge des Odenwalds, genauso wie von den Marktingstrategen bei https://orbit360.cc beworben, die Wolken stehen hoch und die Beine sind gut.

Zwischenrein gibt es noch ein Eis in Reichelsheim, aber das kulinarische Highlight ist mit Sicherheit das legendäre Gasthaus zur Schmelz bei Hüttenthal, das wir gegen 19 Uhr erreichen. Glücklicher Weise findet die Chefin des Hauses auch trotz Full House und Coronabeschränkungen eine Möglichkeit uns zu bewirten und so kriegen wir kurzerhand im Außenbereich einen kleinen Tisch gerichtet. Bei Kochkäseschnitzel und Pommes fällt die Entscheidung durchzuziehen bis die Sonne untergeht. Mit dem Marbachstausee gäbe es zwar einen guten Spot für ein Nachtlager, aber noch ist es zu früh und wir haben noch zu viel Power um den Tag für beendet zu erklären.

Nach dem Kochkäscarboloading rollen wir gemütlich weiter Richtung Marbach und Hetzbach wo vielleicht der schönste asphalitierte Anstieg im Odenwald zu finden ist. Und wir haben natürlich nochmal zusätzlich Glück, weil wir den Weg hoch nach Bullau im schönsten Abendlicht machen dürfen.

An diesem Tag geht sich wirklich vom Timing her alles aus. Die Eisdiele kommt zu einem perfekten Zeitpunkt, das Kochkässchnitzel sowieso, und zur Krönung des Tages erreichen wir mit dem letzten Licht des Tages den Eutersee, ein Deluxe Nachtlager. Da ich Paranoia schiebe, dass es nachts mächtig kalt werden könnte, stellen wir unser Zelt auf und platzieren das dann auch noch innerhalb einer Schutzhütte. Letztlich wird die Nacht zwar sternenklar und wir dürfen über dem See das Mondlicht bewundern, aber richtig kalt wird es dann doch nicht.

Trotzdem schmeckt am nächsten Tag der warme Poorridge zum Frühstück gut und gibt uns ausreichend Power für den Aufstieg zum höchten Punkt des Odenwalds, dem Katzenbuckel. Mehrfach denken wir diesen Punkt bald zu erreichen, aber immer wieder werden wir getäuscht.

Auf dem Katzenbuckel

Ab Eberbach beginnt es dann langsam zäh zu werden mit unserer Tour. Auf der einen Seite bin ich happy, dass wir bereits am Vortrag 120km abgerissen haben und somit heute nicht mehr allzu viel auf dem Programm stand, auf der anderen Seite frage ich mich, ob die Schenkel noch etwas mehr hergeben würden, wenn wir gestern nicht bis Ultimo im Sattel geblieben wären. Aber das ist auch wurschd. In Anbtracht der magischen Mondnacht am Eutersee kann es dazu eigentlich keine zwei Meinungen geben. Und am meisten schmerzen mir auch eher die Handgelenke als die Beine - Erik singt da schon eher ein klassisches Klagelied.

Aber mittlerweile sind wir so weit gekommen, dass Abkürzen auch keine Option mehr ist. Wir quälen uns über die Dörfer, in Wiesenbach gibt es dann nochmal Koffein für alle und das trägt uns dann auch noch auf den Heidelberger Königsstuhl. Und wenn man es genau nimmt, gehört der ja garnicht mehr zum Odenwald, aber das interessiert die Marketingprofis, die diese Tour zusammengestellt haben anscheinend nicht.

Fazit: Graveltouren sind bombe, aber wer braucht dafür schon ein Gravelbike? Nicht mal Erik, wenn wir nur genügend Gepäck am Start haben.