Premiere in den Vogesen
Gewetterstein
Bericht
In den vergangenen Jahren hatte ich schon einige Trailruns gemacht. Steil, technisch, heiß, flach - die meisten aber vor allem auf meinem Home Turf dem Westpark Rim Trail. Irgendwie bevorzugte ich doch immer, das Bike dabei zu haben, wenn ich in die Alpen fuhr. Aber dieses war ich doch motiviert und interessiert, wie meine Lauffitness sich im alpinen Gelände schlägt. Mittlerweile finde ich es reizvoll Trails zu erleben, die ich mit dem Bike nicht machen würde. Eigentlich hatte ich eine Traverse geplant - von Ehrwald nach Leutasch - einmal quer durchs Wetterstein Gebirge immer unterhalb der steilen Wände auf der Nordseite. Später realisierte ich, dass genau diese Strecke Teil des Zugspitz Ultra Trails ist - völlig mit recht. Ich kannte die Ecke schon von einigen Bikeausflügen und vom Wandern auf die Wettersteinhütte und die Gehrenspitze. Leider gab es Anfang des Jahres ein schweres Zugunglück und die Verbindung, die ich für die Traverse brauchte, war leider nicht möglich. Daher musste ich umplanen. Aus der Traverse wurde dann ein Loop. Von Leutasch unterhalb der Wände rauf bis zur Ehrwalder Alm und zurück durchs Tal - fliegender Weise Bergab…so stellte ich mir das vor. Doch es kam etwas anders…
Komoot Embedding
Ich fuhr um 5:30 in München los und parkte das Auto am Sportplatz in Leutasch. Nach kurzem Toilettenbesuch und sporadischem Aktivierungsprogramm machte ich mich auf den Weg. Die ersten Kilometer gingen flach durchs Tal, bevor es steil bergauf ging. Über grüne Wiesen und vorbei an braunen Pferden. Das Gelände war zu steil zum Rennen und so empfand ich die ersten 1000 hm als relativ entspannt, auch wenn ich doch endlich auch mal rennen wollte. Bis auf kurze Teilstücke war aber nicht viel möglich. Und so genoss ich die Landschaft im Schatten der Gehrenspitze auf der einen und der Leutascher Dreitorspitze auf der anderen Seite. Ich fiebert auf die erste Scharte hin - danach sollte es eine ganze Weile auf einer Höhe und von da an überwiegend Laufgelände sein.
Am Übergang traf ich noch einen Hirtenjungen von der Tillfuss Alm - ansonsten war ich allein unterwegs. Ich nutze den Punkt um einen Riegel einzuwerfen, wollte aber schnell weiter. Ich fühlte mich sehr gut und die Beine freuten sich auf etwas Tempo und Abwechslung. Auch wenn der Boden von den Kühen ziemlich zerbombt war, war es der reinste Genuss hier zu laufen. Im Tal unten hing der Hochnebel und bei mir schien die Sonne. Man konnte schon erahnen, dass es heute noch sehr heiß werden sollte. Aktuell war es noch sehr angenehm.
Von hier an war ich im Flow. Die nächsten Kilometer sollten schnell vergehen und gut machbar sein. Der letzte Anstieg wartet hinter dem Steinernen Hütterl. Hier macht ich aber noch mal Rast und gönnte mir neben einem
Kaffee einen kurzen Plausch mit dem Hüttenwirt. Im Anstieg merkte ich aber dann schon die mittlerweile 1800 hm in den Beinen und ich war froh, dass es nicht noch mehr werden sollte. Am letzten Übergang gab es dann nochmal Riegel und Gel bei herrlichem Ausblick aufs Zugspitz Platt. Während dem Aufstieg kündigten sich allerdings auch immer wieder Krämpfe an - abgesehen davon fühlte ich mich noch sehr gut. Der technische Downhill zur Ehrwalder Alm war ebenfalls wunderbar und hier traf ich mittlerweile immer mehr Leute - ausschließlich Wanderer.
Nachdem ich bei der Ehrwalder Alm nochmal Wasser getankt habe geht es in einem Downhill über eine sacksteile Skipiste. Den Oberschenkeln gefällt das nicht und ich gönne mir darauf erstmal ein paar entspannte Schritte im Gehen, ab hier geht es quasi nur noch am Talboden bergab. Was ich mir als entspannt vorstellte, entpuppte sich als krasse Beanspruchung. Die immergleichen Schritte knallen ordentlich rein. Immer mal wieder kommt ein Krampf auf. Mittlerweile habe ich meine gesamte Verpflegung vertilgt - das beunruhigt mich etwas. An der Gaistal Alm gönnte ich mir ein Stück Apfelkuchen und eine Cola. Lecker, aber der Nährwert überzeugte mich nicht so richtig. Immerhin kam mein Magen ganz gut damit klar. Ok, von hier an gabs jetzt Punkrock aufs Ohr…alles musste mobilisiert werden und es ging ein Stück sachte bergab über einen Trail was meine Oberschenkel etwas lockerte. Allerdings währte das Glück nur von kurzer Dauer und ich stampfte wieder stumpf über die Schotterpiste das Tal raus, aber mein Ziel kam immer näher. Leider verpasste ich einen Abzweig und fand mich in einer Sackgasse wieder. Entweder zurück und einen Umweg in Kauf nehmen oder kurz über einen kleinen Bach und einen kleinen Hang hochkraxeln. Ich entschied mich gegen den Umweg und mein Körper allerdings gegen Kraxeln. Jetzt durchzogen mich minutenlang fiese Krämpfe, während ich mitten im Hang hing. Es ging weder weiter noch zurück. Irgendwann ließen die Krämpfe nach und es ging langsam weiter über Forstwege. Jetzt waren es nur noch weniger Kilometer auf welligen Forstwegen und Leutasch und meine Sportplatz kamen in Sicht. Ich war ordentlich paniert, aber hab das Ding noch halbwegs gut nach Hause gebracht und nach dem kühlenden Bad im nahegelegenen Gebirgsbach überwogen schon wieder die positiven Eindrücke und die Glücksgefühle über meinen ersten richtig langen Berglauf. Ich hatte das Gefühl, da geht noch mehr. Allerdings musste mehr Futter an Bord und Salztabletten gegen die Krämpfe.